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Zum Andenken an meinen Urgroßvater

 

Josef Treu
geboren am 08. Mai 1886
gestorben am 22.März 1968

 
 


Josef Treu wurde am 08.05.1886 in Hier bei Tauberbischofsheim (Großherzogtum Baden) als Sohn des Landwirtehepaars Mathias und Maria Treu geboren. Die Familie Treu lebte seit Generationen im Kreis Tauberbischofsheim und betätigte sich in der Landwirtschaft. Bereits 1904 tritt der Landwirt Josef Treu der freiwilligen Sanitätskolonne vom Roten Kreuz in Tauberbischofsheim bei und es wird am 10.01.1913 als Sektionführer die Auszeichnungsborte für neunjährige Dienstzeit verliehen. (Siehe Urkunke , Orden).
Am 10.10.1906 wurde Josef Treu als Rekrut des Infanterie-Regimentes Markgraf Ludwig Wilhelm (3. Badische) Nr. 111 / 3. Kompanie eingezogen. Hier wurde er mit dem 98 Gewehr ausgebildet und bestand die Schießübungen mit I. Schießklasse. Am 25.09.1908 wurde er mit guter Führung in die Reserve entlassen. (siehe Führungszeugnis).
Danach folgten noch 2 Reserveübungen:
08.06.-21.06.1910 beim 2. Badischen Grenadier-Regiment Kaiser Wilhelm I. Nr. 110 / 10. Kompanie. Führung: gut
30.08.-26.09.1912 beim Infanterie Königl. M.L.W. (3. Landwehr) Nr. 111 / 2. Kompanie. Führung: gut
Zwischenzeitlich  wurde Josef Treu in der Gemeinderatsitzung vom 11.03.1911 als 3 Polizeidiener der Stadt Tauberbischofsheim gewählt und am 23.03.1911 als Polizeidiener verpflichtet. (Siehe Verpflichtungsschein). Josef Treu erhielt am 22.12.1911 das Bürgerrecht der Stadt Tauberbischofsheim  zugesprochen. Ein Eintrag im Bürgerbuch erfolgte unter der Nr. 675 . (Siehe Bürgerrechtsantritts-Schein). In den Anfangsjahren seiner Polizeikarriere war er derjenige in Tauberbischofsheim, der abends durch die Stadt ging, um die Straßenlaternen zu löschen. Doch bereits am 17.04.1913 konnte er durch sein Pflichtbewußtsein einen besseren Dienstvertrag bekommen.
Am 18.04.1914 tritt Josef Treu zur Landwehr des 1. Aufgebotes über. Nach Beginn des 1. Weltkrieges kämpft er bis zum Waffenstillstand 1918 in verschiedenen Einheiten, die seinem Mlilitärpaß entnommen wurden.

 

wann ? bei welcher Truppe ?
 
05.08.1914-29.08.1914 Königl. Preussischen 40. Reserve Infanterie Regiment / 1. Battl. / 2. Kompanie. (Führung: gut).
29.08.1914-30.09.1914 verwundet bei Vatival und Lazarettaufenthalt
30.09.1914-04.12.1914 Infant. Regiment 112 / 9. Kompanie in Feld (Führung: gut).
13.12.1914-24.02.1915 Landsturm Infant. Battl. Donaueschingen. (Führung: gut). 
24.02.1915-05.04.1917 Landsturm Infant. Battl. Donaueschingen XVI.9 / 2. Kompanie. (Führung: gut). 
05.04.1917-21.08.1918 Landsturm Infant. Ersatz Battl. Rödelheim XVIII / 48 / 1. Kompanie. (Führung: recht gut) 
04.09.1918-21.09.1918 Ersatz Landsturm Infant. Battl. Frankfurt am Main XVII / 31 / 1. Kompanie 
21.09.1918-02.12.1918 I. Ersatz. Batl. Infant. Regiment 81 Frankfurt am Main / 3. Kompanie 
02.12.1918 Entlassung aus der Armee 
 
Beförderungen und Orden
 
26.10.1914 Silberne Verdienstmedaille am Bande der Militärischen Karl-Friedrich-Verdienstmedaille
Orden , Vorderseite, Rückseite und Urkunde
01.04.1916 Beförderung zum Gefreiten
26.03.1917 Eisernes Kreuz 2. Klasse wegen hervorragender Tapferkeit vor dem Feind
Orden und Urkunde und Spange beider Orden
21.08.1918 Verwundetenabzeichen (schwarz)
Orden und Urkunde


Mit Kaufvertrag vom 21.03.1919 erwirbt der Polizeidiener Josef Treu zusammen mit seiner Ehefrau Maria Regina geb. Neuser das Anwesen in Tauberbischofsheim, Gymnasiumgasse 13. Das Anwesen umfasste ein zweistöckiges Wohnhaus ohne Keller, einen Wohnhausanbau mit Remise und gewölbten Keller, Stall und Abort. Das Haus im Stadtkern Tauberbischofsheim ist bis heute im Eigentum der Familie Treu.
In der Weimarer Republik machte Josef Treu als plichtbewusster  Polizist Karriere und wurde bald zum Polizeiwachtmeister (Siehe Ausweis). und Schutzmann befördert.
Als Hitler mit seiner nationalsozialistischen Partei Anfang 1933 die Regierung in Deutschland übernahm, wuchs auch der Einfluß von SS, SA und NSDAP in der Polizei. (Siehe Foto 1, Foto 2). Karriere konnte nur noch derjenige machen, der Mitglied in der SS, SA oder Partei war. Josef Treu konnte mit dem Nazi-Regime nichts anfangen und war im engen Freundeskreis als Regimegegner bekannt. Nichts konnte ihn bewegen, trotz besserer Karrierechancen, in die SS, SA oder NSDAP einzutreten. So kam es, daß Josef Treu am 27.12.1938 "wegen politischer Unzuverlässigkeit" aus dem Polizeidienst ausscheiden musste. Die Stadt Tauberbischofsheim tauschte in diesem Zusammenhang insgesamt 3 Polizeiwachtmeister aus. Die Polizisten Treu und Mischler wurden zu Amtsvollzieher (Ernennungsurkunde, Amtsausweis) in den Beamtenstatus degradiert und mussten Besoldungsverschlechterungen hinnehmen.
(Erklärung: Der Amtsvollzieher war genau wie der Gerichtsvollzieher ein Vollstreckungsbeamter. Ihm war die Durchführung des Vollsteckungsverfahrens übertragen und er musste somit dafür sorgen, dass die Stadtkasse schneller in den Besitz Ihrer zustehenden Gelder gelangte. Er konnte bewegliche körperliche Sachen, die den Wert von 60 Reichsmark nicht überstiegen, pfänden und öffentliche Versteigerungen bis zu einem bestimmten Wert vornehmen. Wegen der schwierigen wirtschaftlichen Lage, konnte eine Pfändung der Forderungen, die Landwirten gegen Molkereien aus Milchlieferungen zustehen, erfolgen)
Der Polizist Größlein wurde zum Feldhüter degradiert. Dieses grobe Unrecht konnte auch nicht durch die Verleihung des silbernen Treudienst-Ehrenzeichens für 25 Jahre treue Dienste (Siehe Ehrenzeichen, Ehrenzeichenrückseite, Urkunde) geheilt werden.
(Anmerkung des Verfassers: Nach 24,5 Jahren Dienstzeit bei der Polizei in Tauberbischofsheim hätte ihm die Polizei-Dienstauszeichnung, 1. Stufe für 25 Jahre treue Dienstleistungen zugestanden).
Gegen Ende des 2. Weltkrieges standen die Allierten kurz vor Tauberbischofsheim. Die Stadtführung war geflohen, sodass als einziger Stadtbediensteter der Amtsvollzieher Josef Treu zugegen war. Eine kleine Gruppe Wehrmachtssoldaten kam ins Rathaus um mit der Stadtführung über die Sprengung der Tauberbrücke zu sprechen. Sie hatten den Befehl zur Sprengung, anderenfalls kämen Sie vor das Kriegsgericht. Auch in dieser Situation behielt Josef Treu einen kühlen Kopf. Der Befehl musste nach außen hin ausgeführt werden. So veranlasste Josef Treu als Vertreter der Stadtführung offiziell die Sprengung der Brücke. Gleichzeitig sorgte er dafür, dass die Brücke nicht zerstört wurde. Es kam zu mehreren Fehlzündungen , die in dieser Form geplant und von ihm angeordnet waren.
Nach dem 2. Weltkrieg versuchte Josef Treu vergeblich die Rückversetzung zum Polizeidienst, sowie die Berichtigung der Besoldungsgruppen bei der Stadt Tauberbischofsheim durchzusetzen. Seine Schreiben fanden keine Beachtung. So schied 1949 Josef Treu als Amtvollzieher i. R. aus dem aktiven Dienst aus. Auch seine Heldentat zur Erhaltung der Tauberbrücke wurde ihm nie anerkannt und gedankt. Erst nach seinem Tod dankte die Stadt den damals ausführenden Kräften, nie aber ihrem damals verantwortlichen treuen Stadtbediensteten Amtsvollzieher Josef Treu.

Wir haben ihn nicht vergessen.

Sein Urenkel